"Der Markt
„Der Markt regelt nicht alles“.
Das bekomme ich oft zu hören, wenn ich mich für freies wirtschaften, für eine soziale Marktwirtschaft, für einen starken und fairen Außenhandel einsetzte. Die Aussage stimmt. Die Sache hat aber einen Haken. Das Wirtschaften auf freien Märkten ist ja nicht nur Mittel zum Zweck. „Der Markt“ ist ein menschliches, ein zivilisatorisches Urbedürfnis. Er ist eine kulturelle Errungenschaft.
Der Markt löst nicht alle Probleme. Er schafft auch eigene. Aber er ist die Antwort auf viele Fragen, die sich einer individuell trivialen Betrachtung entziehen. Der Beweis dafür ist der ja schon oft gemachte und immer gescheiterte Versuch, gesellschaftliches Zusammenleben und Volkswirtschaft auf der Basis der begrenzten Einsicht einzelner Personen zu regulieren.
Der Markt, also der freie Austausch mündiger Bürger untereinander, nicht nur von Gedanken, sondern auch von Waren und Dienstleistungen, regelt nicht alles. Aber verdammt viel. Das, was übrig bleibt, muß Gegenstand staatlicher Autorität, der Gewaltenteilung basierend auf gesellschaftlichem Konsens sein. Eine Unterdrückung des freien Markts ist aber nicht nur volkswirtschaftlich kontraproduktiv. Sie ist auch unmenschlich. Die Idee der sozialen Markwirtschaft, in dem Marktinteressen behutsam gegen gesellschaftliche ausgeglichen werden, ist ein erfolgreicher Ansatz.
Den wir leider gerade verlieren. In dem allzu unterkomplexen, vielstimmigen Gekreische nach Aktivismus, schnellen, regulativen Lösungen von Problemen, auch kollektiv eingebildeten, und der Kapitulation der Politik vor der Trivialität des Mainstreams.
Und das ist eben der Haken mit solchen Sprüchen. Genauso könnte man postulieren: „Alkoholabstinenz löst nicht alle Probleme“. Auch das ist unbestreitbar. Ja. Aber sie hat Vorteile. Und genauso, wie man besser nicht der Versuchung erliegen sollte, Alkoholabstinenz gegen hemmungslose Trinksucht einzutauschen, sollte man der Versuchung widerstehen, für jedes Problem nach staatlicher Regulierung zu rufen. Langfristig ungesund.