Pfungstadt: Obdachlosenunterkunft?

Im August 2024 beschloß eine Mehrheit der Pfungstädter Stadtverordneten den Neubau der Obdachlosenunterkunft in der Sudetenstraße. Warum?
Ich traf mich gestern, am 17.04.2025 vor Ort mit Vertretern der Bürgerinitiative „Obdachlosenunterkunft“, unmittelbaren Anwohnern des geplanten Neubaus. Nicht „Asylunterkunft“, wie das Echo fälschlicherweise schreibt. Die Anwohner sind verunsichert. Verärgert. Und fragen sich: Warum? Warum dieser Standort? Warum fand keine Einbindung der Betroffenen statt? Und: Ich hatte keine Antwort. Denn das gleiche frage ich mich auch, seit ich den entsprechenden Antrag im Juli 2024 in der Stadtverordnetenversammlung abgelehnt habe.
Die Stadt Pfungstadt hat eine Obdachlosenunterkunft in der Goethestraße. Diese war/ist sanierungsbedürftig. Da der Betrieb einer Odachlosenunterkunft städtische Pflicht ist, wurde gehandelt: die städtische Gebäudekommission entwickelte einen Plan zur Sanierung inklusive der Option eines Neubaus „in situ“. Gleichzeitig wurden Überlegungen zu alternativen Standorte angestellt: Ein Grundstück am westlichem Stadtrand bot sich an, es stand zum Kauf: An der „Pfeffermühle“. Die notarielle Kaufurkunde war unterschriftsreif zu vernünftigen Konditionen. Mit dem sanierten Standort Goethestraße und dem neuen Grundstück hätten uns als Stadt alle Möglichkeiten offen gestanden, eine sinnvolle Entwicklung für Obdachlosenunterkunft und Asylantenunterbringung anzugehen.
Und zwar so, wie man das in einer halbwegs organisierten Kommune erwartet: Ideen werden entwickelt, Betroffene werden einbezogen, gehört, es wird abgewogen, geplant und am Ende eine Entscheidung getroffen. Vielleicht hätte man dann, nach Abschluss von Planung und Entwicklung den Standort Goethestraße aufgeben, bzw. verkaufen können, um ihm der privatwirtschaftlichen Wohnnutzung zuzuführen. Denn: Dank der Aktivitäten der Pfungstädter Gesellschaft „GewoBau“ hat sich die Goethestraße inzwischen in ein attraktives Wohngebiet gewandelt. Die Sanierungsarbeiten in der Goethestraße wären in vollem Gange, vielleicht schon abgeschlossen.
Aber dann kam der 08.07.2024 und der Beschluss 94/2024. Der Antrag kam aus heiterem Himmel. Eine Mehrheit der Stadtverordneten beschloss, die Kaufoption Pfeffermühle aufzugeben, die Sanierung der Goethestraße zu stoppen und dafür einen Neubau einer Obdachlosenunterkunft ausgerechnet auf einer grünen Insel mitten im Wohngebiet an der Ecke Ludwig-Clemenz-Straße, Neckarstraße, Sudetenstraße zu errichten. Der unterschriftsreife Vertrag „Pfeffermühle“ wurde aufgegeben, die Arbeiten Sanierung Goethestraße eingestellt. Seitdem haben wir keine ordentliche Odachlosenunterkunft mehr. Dafür aber den verständlichen Ärger der Anwohner. Und sind verzweifelt auf der Suche nach einer Interimslösung - denn den Wohnraum müssen wir als Stadt bereitstellen und der Neubau wird natürlich noch eine Zeit auf sich warten lassen.
Dass es sinnvoll sein kann, den aktuellen Standort Goethestraße aufzugeben, das Gebäude zu verkaufen und an anderer Stelle neuzubauen - ja, das mag so sein. Wenn man konsensual einen Standort gefunden hat, wenn man einen Zeit- und Kostenplan hat, wenn man Vor- und Nachteil sorgfältig gegeneinander abgewogen hat. Warum aber dieser Alleingang einiger Stadtverordneter? Warum ohne Einbeziehung des Bauamts, der Gebäudekommission, der Anwohner? Warum ohne städteplanerische Unterstützung eine solche Entscheidung treffen?
Ich bin gespannt, wie sich die Situation nun unter dem, verständlichen, Protest der überrumpelten Anwohner weiterentwickelt. Ich bin bereit, gefällte Entscheidungen gemeinsam zu überdenken und unter dem Eindruck der aktuellen Situation neu zu entscheiden.
Mathias Zeuner
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