Pisa

Mathias Zeuner FDP Bildung
The Wall. Bild: Pixabay

„Die Jugend achtet das Alter nicht mehr, zeigt bewusst ein ungepflegtes Aussehen, sinnt auf Umsturz, zeigt keine Lernbereitschaft und ist ablehnend gegen übernommene Werte“

Sie kennen dieses Zitat. Es ist sumerisch und etwa 5.000 Jahre alt. Wenn es in der Menschheitsgeschichte eine Konstante gibt, dann ist es das Naserümpfen der älteren Generation über die junge. Was ja erstaunlich ist, schließlich waren wir alle mal jung.

Ist Pisa nun das objektive Zeugnis einer falschen Schulpolitik? Oder eben nur das ewig gleiche Lamento einer erstarrten älteren Generation über die ewig aufmüpfigen Jungen? Ich meine, beides ist das Selbe.

Ich meine, wir können uns freuen, dass trotz des ewig gleichen kaiserlich-preußischen Unterrichts mit Inhalten von vor 150 Jahren überhaupt noch jemand lesen und schreiben kann. Ich meine, Kinder lernen lesen und schreiben nicht mehr in der Schule. Sondern beim Whatsappen. So What. Wenn sich Professoren angewidert schütteln, beim Lesen von schriftlichen Ergüssen von Erstsemestern - wessen Problem ist das denn eigentlich? Ich meine: das der Professoren.

Pisa ist was es ist, aber es müssen die richtigen Schlüsse daraus gezogen werden. Ich hab überhaupt nichts gegen eine korrekte Orthografie. Aber sie ist nebensächlich geworden. Ich finds toll, wenn jemand aus dem Stand weiß, was 16 x 15 ist. Aber es gibt inzwischen Taschenrechner.

Hören wir auf, die schönsten Jahre unsere Kinder mit Nebensächlichkeiten zu vergeuden. Es ist einfach nicht wahr, dass der Bürger beim Grecum anfängt. Oder das geistige Hochleistung irgendwas damit zu tun hat, ob man die Algebra beherrscht. Oder das politischer Extremismus, politischer Stumpfsinn, sich dadurch aus der Welt schaffen ließe, dass man Kindern eintrichtert wann Rom gegründet wurde.

Selbstverständlich bleibt eine umfaßende Bildung erstrebenswert. Natürlich ist Lernen, neben einem halbwegs funktionierenden Herzkreislaufsystem, der wichtigste Aspekt des menschlichen Lebens und zwar lebenslang: Aber liebe Mit- (und Mitt-) Fünfziger: Hand aufs Herz: Haben wir nicht alle individuelle Bildungskarrieren hinter uns? Die am Ende eben doch nur das zuließen, was einem selbst wichtig war und wichtig wurde? Was gibt uns das Recht, daraus einen halbgaren Lehrplankonsens zu stricken und zu behaupten, der, und nichts anderes, wäre richtig und die Rettung Deutschlands vor der Verblödung?

Das ist zu einfach gedacht. Schule muß reformiert werden. Und zwar grundsätzlich. No dark sarcasm in the classroom. Nichts anderes ist es nämlich, wenn versucht wird Kindern das „einzutrichtern“, was irgendeinem bürokratischen Konsens entspringt. Denken braucht vor allem eines: Freiraum. Schule braucht ihn, Lehrer brauchen ihn und ganz besonders Kinder brauchen ihn.

All in all, you’re just bricks in the wall