Scham

Mathias Zeuner Scham
Wieder da: Scham für Deutschland. Bild: Adobe Firefly / Pixabay

Klar bin ich sauer, weil die FDP in Thüringen und Sachsen so schlecht abgeschnitten hat. Aber dafür schäme ich mich nicht. Für Deutschland inzwischen schon.

Freunde, die im Ausland leben, spiegeln mir das internationale Entsetzen über den Wahlausgang in Thüringen und Sachsen. Natürlich, ich bin persönlich erschüttert über den Wahlausgang für die Freien Demokraten. In aller Bescheidenheit interessiert aber das Ausland eher das Erstarken von Links- und Rechtsextremen. Von Putinunterstützern, Autoritären und Populisten. Von „Ekel“ wird mir berichtet, von der überraschend dünnen Decke der Zivilisation, die man beobachtet, angesichts des Wahlerfolgs der AfD. 

„These guys have non brains“ höre ich aus der Ukraine, verweisend auf: „Ich-bin-nicht-im-Krieg-mit-Rußland“ Plakat schwingenden rechts- und linksnationale Untertanen. Man sagt das, nicht ohne Bilder daneben zu halten, die Demonstranten in der Zeit vor Amerikas Kriegseintritt im zweiten Weltkrieg zeigen: „Hitler has not attacked us, why attack Hitler?“. Beschämend.

Klar, der Vorwurf, die FDP hätte mit der Ampelbeteiligung zu dieser Entwicklung beigetragen, den höre ich auch. Aber Bitte: Demokratie ist auch politische Verantwortung des Einzelnen. Wer AfD oder BSW wählt, NUR weil er die Ampel nicht leiden kann, hat deutlichen Nachholbedarf bei der eigenen politischen Willensbildung. Wer unbedingt autoritäre Clowns in der Regierung sehen will kann ja immer noch Söder wählen. Da ich von der unbedingten Mündigkeit der Bürger ausgehe, lass ich also den „Rachegedanken“ nicht zählen, als Ausrede. Der Wahlausgang in Thüringen und Sachsen ist der Abgesang auf Demokratie, wirtschaftliche Prosperität und ein Leben in Freiheit.

Als Demokrat respektiere ich diese Willensbekundung vieler Sachsen und Thüringer. Ich verstehe auch die Botschaft in Richtung Berlin. Ich akzeptiere auch, dass viele Wähler nicht sehen, sehen wollen, wem sie da die Steigbügel halten. Weinger Verständnis habe ich schon dafür, dass man einfach weil man die nächste Bundestagswahl nicht abwarten kann, nun Thüringen weitere fünf Jahre am Ende der BIP pro Kopf Tabelle Deutschlands beschert.

Fakt ist aber, dass ich mich nun wieder schämen muß, mich entschuldigen, erklären muß für das politische Deutschland. Aber, ich gebe nicht auf. Wenn die FDP morgen untergeht, gründe ich sie übermorgen neu. Damit auch für die Welt klar bleibt: Es gibt Freie Demokraten in Deutschland.