Spitzensteuersatz

Da bin ich aber froh. Zitat Susanne Henning-Wellsow, aus der WELT:

„„Ich bin jetzt nicht für 100-Prozent-Steuern, wie wir es auch schon mal gefordert haben in unserer Partei“, schiebt sie fast gönnerhaft hinterher.“

Nochmal Glück gehabt. An der Tankstelle und beim Strom sind wir ja schon bei 80%, da danke ich herzlich, dass mir von meiner Arbeitsleistung 20% Taschengeld gelassen werden. Beim Aktienhandel ist das unter bestimmten Umständen ja schon nicht mehr so, da darf man auch mal Steuern auf Verluste zahlen, also mehr als 100%.

Ich gehöre übrigens nicht zu jenen, die fordern, dass man in der Lage sein müsse, Eier zu legen, bevor man beurteilen darf ob einem ein Omlette schmeckt. Aber von der Chefin einer Partei, die von Arbeitnehmern und Arbeitgebern, der Wirtschaft, dem MIttelstand fordert, noch mehr der erarbeiteten Wertschöpfung an den Staat abzugeben, erwarte ich dann schon etwas. Etwa, dass sie es mal am eigenen Leib erlebt hat, wie sich das anfühlt, wenn man das Geld das man täglich 8 Stunden, 40 Stunden die Woche, 1.800 Stunden im Jahr mühsam verdient einfach mal so zur Hälfte, zu Dreivierteln abgeben muß. Wenn man bis in den Juli hinein nur für den Staat arbeitet und dann hört, dass es demnächst bis in den November so sein soll.

Sie ist aber völlig ahnungslos: „Lanz will weiter ins Detail gehen: „Ab welchem Einkommen greift der Spitzensteuersatz?“ – „Auch da wird es sehr komplex.“ Und dann wird es nicht komplex, sondern vor allem verschwurbelt: Es gehe darum, den Steuerbauch ein Stückchen abzutragen. „Das heißt, dass diejenigen, die jetzt in der bürgerlichen Mittelschicht sind, auch ein Stückchen mehr zahlen. Und das muss man auch ein bisschen angreifen. Das wird eine Verhandlungssituation.““

Frau Henning-Wellsow hat bis dato, so lese ich das in Wikipedia, noch nicht am allgemeinen Wertschöpfungsprozess teilgenommen. Sie hat studiert und wird seit dem in politischen Ämtern von Steuergeldern bezahlt. Sie weiß also nicht, was es bedeutet Geld, Mehrwert, durch Produktion oder Dienstleistungen selbst zu erwirtschaften.

Wir brauchen mehr wirtschaftlichen Sachverstand in den Parlamenten. Es müssen dort Leute vertreten sein, die wissen wovon sie reden, wenn es um Arbeit, Wertschöpfung und Mittelstand geht. Die das schonmal gemacht haben. Jeder der Steuererhöhungen fordert, sollte selbst schon mal Steuern verdient haben und zwar nicht mit Posten die von Steuergeldern bezahlt werden, sondern mit solchen, mit denen unser Wohlstand und die Abgeordnetendiäten produziert werden. Also überall da, wo Kunden bereit sind für Leistungen Geld zu bezahlen. Erst wenn derjenige dann bewiesen hat, dass er das kann und dazu noch keine Krise bekommt, wenn er auf seine Lohnabrechnung und seine Tankquittung schaut - dann darf derjenige Steuererhöhungen fordern.

Ich fordere übrigens Steuersenkungen. Ein vereinfachtes, gerechteres Steuersystem. Ich fordere faire Bemessungsgrundlagen für Steuern. Das Abschaffen der Schaumweinsteuer. Das vollständige Abschaffen des Solis. Eine grundsätzliche Steuerreform. In der natürlich, die die mehr haben, mehr verdienen auch mehr abgeben müssen, als jene die weniger verdienen. Warum aber ein Arbeitnehmer in Deutschland den Spitzensteuersatz zahlen muß, Frau Henning-Wellsow, wenn er 13% mehr verdient als der Durchschnittsverdiener und wie man das als Forderer von Steuererhöhungen nicht wissen kann, das bleibt mir ein Rätsel.