Zugriff

Maul halten
Besser die Schnauze halten? Spiegel, empfindlich. Bild: Screenshot

Im Deutschland des Jahres 2025 herrschen strenge Regeln darüber, was man sagen darf und was nicht.

Zugegeben: Dem Mutigen kann es herzlich egal sein, ob sich der „Spiegel“ oder irgendwelche Twitterheinis mit bescheuerten Pseudoymen darüber aufregen, ob man ein Zigeunerschnitzel jetzt Zigeunerschnitzel nennt, oder irgendwie anders. Außerdem kann man natürlich abendfüllend darüber diskutieren, wie man Pigmentierungsunterschiede der Haut von Menschen sprachlich adressiert, ohne irgendwen zu beleidigen. In meiner Jugend war der Begriff „Neger“ akzeptiert, keineswegs negativ konotiert. Heute sind junge Menschen entsetzt, wenn ich ihn verwende. Kein Problem, lass ich es, ich will ja niemanden beleidigen. Wobei die eigentliche Frage doch sein müsste, wer sich da beleidigt fühlt.

Alte, weiße Männer. Zugriff?

Aber die Sprachpolizei treibt schon seltsame Blüten. Der Spiegel hat mal ein Kompendium zusammengestellt: Die »Das wird man doch noch sagen dürfen«-Fraktion. Das kuriose an diesem Artikel ist: Die Autoren glauben offensichtlich todernst, mit Ihrer Anschwärzerei der Volksseele einen Gefallen zu tun. Während ich bei den und dem dort angeprangerten keinerlei Devianz von der Norm, keine satanische Abartigkeit erkennen kann? Selbst wenn man außer Betracht lässt, dass vieles, was dort von der Gesta…, Entschuldigung, den Autoren und innen als ganz, gaanz, schlimm gemeldet wird, ohnehin Satire ist - mir fehlt die Empörung. ZItat:

Der Fall: Der Kabarettist Dieter Nuhr riss in seiner TV-Show »Nuhr im Ersten« Witze über die Umweltschutzbewegung »Fridays for Future« sowie die Aktivistin Greta Thunberg. »Ich bin gespannt, was Greta macht, wenn es kalt wird. Heizen kann es ja nicht sein« oder »ich werde, weil meine Tochter zu den Freitagsdemos geht, im Kinderzimmer nicht mehr heizen«.

Die Kritik: Vor allem auf Twitter gab es einen Sturm der Entrüstung. Das sei keine Satire mehr, sondern Hetze, hieß es. Und Dieter Nuhr sei ein alter, weißer Mann.

Die Folgen: Wie so oft bei Dieter Nuhrs eintrainierter Anti-Empörungs-Empörung, die der SPIEGEL schon 2013  als »anstrengend und zudem noch langweilig und blass« beschrieb, gab es keine großen Folgen. Nuhr hat weiter seine Shows im TV und auf der Bühne.

Äh, und? Das steht da wirklich so, als müßte Nuhr sich dafür schämen was er da gesagt hat? Das läßt mich sprachlos zurück. Also, ich sags das jetzt mal OHNE jeglichen Anflug von Humor:

Die Umweltschutzbewegung „Fridays for Future“ ist ein Witz. Ein Haufen wohlstandsverwahrloster Schreihälse, die im CO2 Emissions-Überfluß aufgewachsen sind, und jetzt anderen erklären wollen wie die Welt funktioniert. Die froh sein können, dass sie zu Mami und Papi zurück dürfen ins geheizte Vorstadthäuschen. Und Gretha Thunberg ist ein armes Kind, dass von globalen wirtschaftlichen und umweltpolitischen Zusammenhängen keine Ahnung hat und von den oben zitierten Schreihälsen instrumentalisiert wird. Alle zusammen tun das Gegenteil davon, dem Klima, uns, einen Gefallen zu tun: Sie sind lächerlich und machen auch die Bemühungen für ernsthaften Klimaschutz lächerlich.

Und jetzt? Zugriff?

Auch Dieter Hallervorden hat sich unbeliebt gemacht. Der „Stern“ wundert sich gar, wie man den „Palim, Palim Sketch“ „einfach so“ zeigen könne in der ARD? Was war passiert? Hat Hallervorden irgendwem den Krieg erklärt, wie weiland unsere beste Außenministerin ever? Hat er öffentlich Steuersenkungen gefordert? Nein. Man wirft Hallervorden, kein Witz, dass muß ich in diesem Text immer deutlich hervorheben, Rassismus vor, weil, festhalten, er öffentlich „Zigeunerschnitzel“ und „Negerkuss“ gesagt hat.

Hätte man deswegen die Show abbrechen müssen? Warum? Muß ich ins Jahr 1975 zurückreisen und mein jüngeres Ich des Rassismus bezichtigen? Sind wir eigentlich alle verrückt geworden? Hat niemand des Gefühl, dass dieses schleichende Sprachpolizistentum viel gefährlicher ist, als veraltete Begriffe für Schnitzel und Ungesundes? 

Erstaunlich stabil: Das ZDF. Aber auch da heißt es „N-Wort“ und „Z-Wort“. Gemeint sind wohl Zigeunerschnitzel und Negerkuss. Geht es nur mir so, dass ich diese Vermeidungs-Formulierungen  als unerträglich infantil und keineswegs eleganter empfinde, als das Ausschreiben der Wörter? Immerhin, man zitiert Hallervorden:

Hallervorden: Fehlt an Mut, Missstände anzuprangern

„Der Schauspieler und Komiker wehrt sich jetzt gegen Rassismus-Vorwürfe, die nach der umstrittenen Neuauflage seines berühmtesten Sketches aufkamen.

Hallervorden sagte der dpa: „In Ermangelung von Mut, sich über die wirklichen Missstände zu erregen, weil diese anzuprangern grade nicht in Mode ist, ereifert man sich über einen Komiker, der auf einem Knastbett sitzt und einen berühmten Sketch mit neuem Text beginnt.“„

Da hat er recht. Zugriff?

Mathias Zeuner

Darf der das?

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Inhalt ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

Links
Kontakt

-> Reaktionen, Fragen, Mitteilungen 
Artikel teilen ->