Fascho

Seine Untertanen lieben ihn. Bild: Screenshot X

Ok, ich gebs zu: Der Hintergrund dieses Posts auf X war jetzt weniger die gediegene politische Auseinandersetzung. Eher die Lust, mich mal wieder zu prügeln. Hat funktioniert.

Was ist passiert? Der Focus berichtete, dass es auf einer AfD Wahlkampfveranstaltung mit Björn Höcke in Thüringen zu lautstarken Gegenprotesten kam. Höcke forderte die Polizei vom Podium aus zum Eingriff auf, Zitat:

„Er forderte die anwesenden Polizisten auf, den Störern Einhalt zu gebieten. Dann polterte er plötzlich selbst gegen die Beamten und drohte ihnen: „Und bevor ich mich erkläre, bitte ich die Polizei nochmal, den Angriff auf diese Versammlung hier einzustellen und bitte Paragraf 21 des Versammlungsgesetzes zu exekutieren.“

So weit, so pinzig. Dann wurde Schöngeist Höcke aber doch etwas ruppig:

„Nochmal, liebe örtliche Kräfte der Polizei: Wenn das nicht funktioniert, bin ich danach auf der örtlichen Polizeidienststelle und mit mir 1000 Leute, die vor mir stehen.“ … Da die Polizei es nicht schaffte, den lauten Protest zu beruhigen, wetterte der AfD-Politiker: „Das wird es in Thüringen mit uns nicht geben. Wir werden dem steuerfinanzierten Linksextremismus den Riegel vorschieben.““

Ein Schelm, wer da an Parteiveranstaltungen in der „guten alten Zeit“ denkt. Höcke scheint sich des Eindrucks, den er erweckt, nicht bewußt zu sein, zwinker. Denn, den Bericht im Focus nahm Höcke wiederum auf X zum Anlass zur Journalistenschelte. Dort wollte er seine Worte als „sein bürgerliches Recht“ wahrgenommen wissen und prophezeit danach der Demokratie, wie üblich den Untergang. Nicht wegen ihm, wegen der Zeitschrift Focus. Nicht die Androhung eine Polizeidienststelle mit 1.000 Mann (waren eh nur 500 da, er hätte also nochmal nachholen müssen) zu besuchen gefährdet die Demokratie, der Bericht darüber. Klar

Naja, kennt man alles. Ich hab halt mal drunter geschrieben: „Seit wann so empfindlich, Fascho?“. Nicht mein größtes literarisches Meisterwerk, zugegeben. Wie gesagt, hatte ja nur Lust auf ne schöne Saalprügelei. Virtuell natürlich.

Interessant waren dann die zahlreichen Kommentare zu meinem Post. Warum? Ich denke das Beispiel oben zeigt doch klar was Höcke immer wieder macht: Er spielt mit Drohgebärden eines autoritären Staatslenkers, der er ja gerne wäre, und behauptet hinterher, er wäre nur falsch verstanden worden. Das ist so albern, so durchschaubar, dass ich mich frage: Macht er das bewusst? Kann er es einfach nicht besser? Oder ist das wirklich die Masche, um die Unzufriedenen, die einfach Strukturierten, die, die sich nach DEM, nach dem EINEN starken Mann an der Spitze sehnen, der endlich mal aufräumt, der Schluß macht mit dem pluralistischen Stimmengewirr, einzufangen? Will er seine Handlungen und Äußerungen bewußt als Anspielungen auf das dritte Reich, von mir aus den Kaiser verstanden wissen? Autoritäre Clowns können ja auch die haben, die die CSU wählen. Will er bewußt, die „gespürte“ AfD soweit es eben geht nach rechtsaußen rücken, um die heimlichen Autoritätsphantasien der einfachen Leute über das hinaus, was ein König Markus bieten kann, anzufeuern? Die Antworten seiner Fans auf X legen das nahe.

Der erste schreibt:

„So einen geistigen Dünnschiss hätte ich eher von den Grünen Ökofaschisten oder Linken erwartet, aber FDP Manomann seid ihr tief gesunken. Ihr vernichtet mit den Grünen den Mittelstand für den sich Björn Höcke stark macht. Unterirdisch, aber die Quittung kommt bald.“

Es sei daran erinnert: Als Replik auf den Satz: „Seit wann so empfindlich, Fascho?“ Sonst nichts. Ich kann mich nicht erinnern, mit dem Herren jemals eine politische Auseinandersetzung gehabt zu haben. Die Tatsache, dass ich seinen geliebten Vorsitzenden dahin rücke, wo er ja offensichtlich selbst hinwill, langt, um die Fronten klar zu machen: Da die grünen Ökofaschisten, auf der anderen Seite der Erlöser. Ich meine, dass man meinen Satz auch mit Humor hätte nehmen können - geschenkt. Aber mich als „grünen Ökofaschisten“ oder „Linken“ politisch einzuordnen ist schon gewagt. Zumindest wenn mann mal Artikel-Exegese auf dieser Seite betreibt. Hat er natürlich nicht. Böse und Gut. Das wars. Ein anderer Kommentator meint:

„So etwas wie dieser liberalbolschewistische Kretin gehört blockiert, einfach schon um der Sauberkeit und Hygiene willen, denn was Vernünftiges wird man aus dieser verseuchten Quelle sowieso nie erfahren.“

Ist das nicht erstaunlich? Gut, über „Kretin“ lasse ich mit mir streiten, aber „liberalbolschewistisch“? Was ist das überhaupt? War Lenin heimlich FDP-Mitglied? Und dann: Sauberkeit und Hygiene. Klar, der Heiland Höcke strahlt, hat sich die Füße gewachsen vor dem Abendmahl; der schmutzige, ungläubige Liberale krümmt sich im Schmutz vor ihm und sendet verseuchte Botschaften aus. Ich hab nicht „mit Hakennase“ geschrieben.

„Meiner Erfahrung nach, seid gerade Ihr Linksextremisten sehr ohrfeigenempfindlich aufgestellt. Also, einfach mal demütig die Fresse halten, Marxist.“

Ich bin, wie schon geschrieben erstaunt. Vor allem, wenn ich mich an die Kommentare der Klimakleber erinnere, die mich ja eher als Nazi und AfDler klassifizieren. Natürlich ebenso ohne Grundlage. Darüber, dass ich Nazi sei, scheint in beiden Lagern Einigkeit zu herrschen:

„Falsch du bist nicht liberal du bist ein dreckiger Nazi mehr aber auch nicht.“

Da kann ich noch soviel über meine freiheitlich-demokratische politischen Ansichten schreiben. Höckes Freunde wissen es besser als ich selbst. Vielleicht sollte ich mich auch schonmal präventiv der Polizei stellen. Schließlich weiß Benutzer Krmelxxxxxx:

„seit es so Leute wie dich gibt, denen Leib und Leben anders Denkender nichts wert ist“

Ich sags nochmal, als Antwort auf: “Seit wann so empfindlich, Fascho?“ Daraus schließt Krmelx (die Zahl hab ich weggelassen) wohl, ich wäre gewaltbereit. Oder aus was auch immer für Informationen, der Recherche, die sie über mich angestellt hat. Also, klar, die Aussage ist falsch, unbelegbar. Deshalb darf ich mutmaßen, dass da die Unsicherheit dem eigenen politischen Vorzug gegenüber aus ihr spricht. Nett finde ich natürlich, dass man mich immer wieder als Führungspersönlichkeit in der FDP wahrnimmt. Ist natürlich auch Unfug, aber die Frage „wer ich denn eigentlich sei“ um es mir erlauben zu können den Füh.., Entschuldigung den Vorsitzenden zu beleidigen (?), spricht aus zahlreichen Posts:

„Der Umgangston von den „Gutenden“ ist derart entgleist,daß ich mich frage wer hier die Faschos sind, von der populistischen und pöbeligen Wortwahl her sind Sie das ja eher, denn Sie machen das was man zu Recht Trump vorwirft. Was hat denn die FDP für Leute in Führungspositionen?“

„Schlicht ,um mich höflich auszudrücken. Welche Funktion bei der 5% Partei haben Sie inne?“

„Ihnen ist aber schon klar, dass wegen eines Urteils in einem spezifischen Fall, nicht autom. jeder dahergelaufene Lump, Herrn Höcke genauso beleidigen darf!?“

Normalos dürfen den Chef nicht beleidigen. Wenn schon, dann nur andere Diktatoren. In einem Punkt sind sich so gut wie alle einig. Sie finden meinen Artikel „Doomed“ klasse. Haben ihn aber nicht verstanden. Auch nicht das Politik was anderes als Fußball ist:

„Hui, FDPler, wo seid ihr nochmal, bei 4 oder 3%.“

Aber es gibt auch Lichtblicke in den Kommentaren:

„Sie sind leider ein äußerst unsympathischer Zeitgenosse… schade.“

Da hat er recht, der Rechte.