DAX
Natürlich wird mich niemand dabei erwischen, wie ich die Wirtschaftspolitik des schlechtesten deutschen Wirtschaftsministers ever verteidige. Habeck kann es nicht. Aber:
Zu dem, was die FAZ da als „Wahrnehmungsspagat“ bezeichnet, also dem Erstaunen darüber, dass der DAX von Rekord zu Rekord eilt, während die Presse sich unisono in Wirtschaftskatastrophenrhetorik übt: Dazu ist, meine ich, dann dochmal ein Wort von Peter Lustig über Phänomenologie fällig. Journalismus bedeutet ja nicht nur, dass man Probleme erfindet und sich dann darüber wundert, dass die Realität anders aussieht. Manchmal muß man auch hinsehen.
Ich meine jetzt nicht die Binsenweisheit, dass DAX-Unternehmen ihr Geld inzwischen im Ausland verdienen. Ich betrachte Dinge auch gerne mal aus der politischen Perspektive: Das hat Habeck nicht allein in drei Jahren geschafft. Jahrelange Anpassung der CDU Politik an den gefühlten „Mainstream“ waren dazu nötig, den Wirtschaftserfolg aus Deutschland hinauszutreiben. Trotzdem muß man verstehen, dass wir in einer anderen Wirtschaftswelt leben als vor zehn, zwanzig oder vierzig Jahren. In einer, in der technologische Fortschritte auch zu einem globalisiertem Wirtschaftssystem führen. Kurz gesagt: Der deutsche Wirtschaftsminister kann so wirtschaftsfeindlich sein wie er will, die Exportnation Deutschland verdient Geld auf ausländischen Märkten. Das kann man schlecht finden, wie SPD und Grüne, das kann man nicht verstanden haben wie AfD und BSW. Aber es bleibt wichtig, wenn man wirtschaftliches Wachstum will. Immerhin, da finden sich zwar zunehmend weniger, aber doch auch Brüder im politischen Geiste bei deutschen Konservativen.
Und die aktuelle politische Tendenz zum Sozialismus, also grün-linke Politik, bzw. der Wunsch nach autoritärem und national isoliertem Sozialismus, also die inhaltsleere Schreierei von AfD und BSW, helfen der deutschen Wirtschaft auch nicht. Im Gegenteil. Es ist halt so, der deutsche Wähler will keine freie Wettbewerbs- und Leistungssgesellschaft. Er wills kuschelig, gleich, klein und zuhause. (Und bitte: Nein, Leistungsgesellschaft ist kein Synonym für Raubtierkapitalismus). Nun, ich bin überzeugter Demokrat, deswegen akzeptiere ich diesen politischen Willen der Deutschen.
In diesem politischen Umfeld, DAFÜR steht die drittgrößte Wirtschaftsnation der Welt erstaunlich gut da. Und, bitte liebe FAZ: Ja, ich stimme zu, dass man den deutschen Aktienindex zusammen und im Verhältnis mit dem deutschen BIP betrachten kann und dabei den Kopf schüttelt. Aber eine oder zwei Zahlen beschreiben das Phänomen weder im Ansatz noch im Kern, und sind somit nicht geeignet, aus Korrelation Kausalität zu machen. Der Zusammenhang zwischen BIP und DAX ist dann doch zu komplex, um ihn einfach „seltsam“ zu finden. Zu diesem Schluß kommt ja dann sogar die FAZ.
Trotzdem und dem Himmel sei Dank, wird Habeck nicht ewig Wirtschaftsminister bleiben. Nicht weil er Kanzler wird, sondern weil er den Rückhalt seiner Partei verliert, der er inzwischen zu „rechts“ geworden ist. Das behauptet die Grüne Jugend, nicht ich. Mir ist er wirtschaftspolitisch zu links. Sachsen, Thüringen und Brandenburg hingegen sind inzwischen weder links noch rechts, sie wollen den Diktator zurück. Wagenknecht wird die drei Länder also in Kürze in West-Belarus umbenennen lassen. Und sie wird natürlich das Wirtschaften am Geldmarkt dort verbieten. Nicht nur, damit die FAZ sich nicht mehr wundern muß, sondern auch um die vom BSW programmatisch gefürchteten internationale Gemeinschaft von Bankmitarbeitern mosaischen Glaubens in ihre Schranken zu weisen. Koste es den ostdeutschen Nostalgiker was es wolle.
Währenddessen freue ich mich weiter über Aktiengewinne, abzüglich der Steuern und natürlich des von der CDU so überaus geliebten Solidaritätszuschlags. Der heißt dann also demnächst Westbelaruszuschlag und wird vielleicht in Kooperation von CDU und BSW erhöht. Aber, ich vertraue weiter darauf, dass die FDP nicht aufhört darauf zu drängen, dass mir mehr vom erwirtschafteten Geld zur Altersvorsorge bleibt, als die CDU das will. Merz findet es ja seltsam, dass die FDP keine CDU-light ist. Natürlich braucht er noch etwas Zeit, um die Programmatik der Freien Demokraten zu verinnerlichen. Nicht einfach, bleib dran, Friedrich! Von den anderen genannten Parteien ist in dieser Hinsicht eh nix zu erwarten.
Also kurz: Die Tatsache, dass die deutsche Wirtschaft nicht wächst ist nicht nur die Schuld Habecks und der CDU. Es liegt auch an der Weltwirtschaft. Und dass der DAX steigt, liegt auch an Zinspolitik, einer globalen Wirtschaft, der es egal ist, wer in Deutschland schlechte Wirtschaftspolitik macht. Klingt für die FAZ seltsam, is‘ aber so. Phänomenologisch betrachtet.